Ein Interview mit Beate Samaras
Beate Samaras und ihre 5-jährige Tochter haben dieses Jahr an zwei meiner Kurse teilgenommen. Während des zweiten Kurses hatte Beate in der Vorstellungsrunde Informationen geteilt, wie sie und ihre Familie in Griechenland leben. Erst vor ein paar Wochen hatte ich endlich Zeit, mir ihre Website anzusehen. Ich war erstaunt über ihre Reise zu einem autarken Leben in Griechenland.
Vor fünf Jahren lebte Beate, damals Anfang 30, in Singapur. Sie hatte einen gut bezahlten Job im Finanzwesen, ebenso wie ihr Mann. Aber er war in Hongkong. Zur Geburt ihrer Tochter kehrten Beate und ihr Mann Michael nach Frankfurt zurück. Aber das war nur für eine kurze Zeit.
Nach der Geburt wollten Beate und Michael ihren Nachwuchs auch den griechischen Teil ihrer Familie vorstellen. Der Besuch bei Michaels Vater in der Nähe von Thessaloniki gefiel der jungen Familie so sehr, dass sie beschloss, dort zu bleiben. Innerhalb von sechs Monaten packten sie alles zusammen und zogen von Frankfurt nach Podochori, einem kleinen Dorf mit 600 Einwohnern.
Beate und ihre Familie leben seit fünf Jahren in dem traditionellen Steinhaus von Michaels Vater inmitten eines Olivenhains. Beates Ehemann Michael hingegen arbeitet weiterhin als Data Scientist. In den letzten Jahren hat sich Beate viel Wissen über den regenerativen Olivenanbau und die Permakultur angeeignet. Die Familie ist jetzt weitgehend autark.
Wer bist du und was bedeutet „Natural Outliers“ für dich?
Ich bin Beate Samaras und recht ungewöhnlich, was meine Berufe und Lebensstile anbetrifft. Aufgewachsen in einer Großstadt, Mathe studiert und danach in den Metropolen Frankfurt, London, Amsterdam und Singapur für die Finanzindustrie gearbeitet. Doch seit der Geburt unserer Tochter haben wir „Management“ gegen „Landwirtschaft“ und „schickes Wolkenkratzer Kondo“ gegen „traditionelles Steinhaus“ getauscht. Das klingt nach einem Ausreißer (englisch „outlier“), und mathematisch gesehen sind Ausreißer normal bzw. natürlich (englisch „natural“). So erklärt sich ein Aspekt der Bedeutung von „Natural Outliers“. Doch mit diesen Ausreißern beziehen wir uns nicht nur auf uns selbst, sondern auf all die wunderbaren & ganz natürlichen Ausreißer in der freien Natur (mein liebster gewachsener Ausreißer: mitten in unserem gelben Bambus befindet sich EINE grüne Bambusstange).
Welche Bedeutung hat die Natur für dich und deine Familie?
Natur hatte für mich und meinen Partner schon immer einen hohen Stellenwert. Selbst in Singapur war unser Balkon eher ein „Jungle“ und an Wochenenden fand man uns im Park oder in Erd-Workshops. Seitdem wir aber auch wirklich mitten in der Natur leben, uns weitestgehend selbstversorgen und autark sind, bin ich noch mehr mit ihr verbunden. Und zur „Wertschätzung“ kamen auch Demut, Bewunderung und sogar bewusste Abhängigkeit hinzu.
Warum ist es für dich wichtig, dass deine Tochter in einer natürlichen Umgebung zusammen mit der Familie aufwächst?
Wir halten es für das Allerwichtigste (neben einer harmonischen Familie), dass unsere Tochter ganz selbstverständlich in der Natur aufwächst. Sowohl in der von uns betreuten, als auch in der wilden! Für sie ist es ganz ’normal‘, sich seit Babyalter alleine aus den Gärten zu bedienen, Verantwortung für Tiere zu übernehmen, Ressourcen zu schützen, der Natur zu vertrauen und die Fülle zu spüren, mit Lehm Wände zu bauen, Insekten zu beobachten, das Wetter lesen zu können und und und. So lernt sie spielend und ständig! „Stadttauglich“ ist sie dennoch und freut sich über unsere weltweiten Reisen zu Großstädten!
Gibt es Dinge, die dir nachts Sorgen machen oder gemacht haben?
Da ich versuche mich immer auf die Chancen, anstatt die Probleme zu konzentrieren, lebe ich fast immer sorgenfrei und zuversichtlich. Aber immer wieder, wenn unsere Tiere in Gefahr sind, kriege ich kein Auge zu (und schlafe dann auch schonmal auf dem Fußboden im Wohnzimmer neben einem kranken Eselbaby).
Was ist dein lustigster Misserfolg auf deinem Weg zum autarken Selbstversorger?
Die Liste von Misserfolgen ist wirklich lang, der lustigste war wohl, als ich dachte, es sei eine gute Idee unsere jungen Schafe zum Blätter fressen auf die Terrasse zu schicken (damit ich mir das Auffegen der Unmengen erspare). Klappte ganz gut, bis sich der junge Schafsbock vor unserer Wohnzimmerscheibe wiederfand und sein Spiegelbild für einen Konkurrenten hielt. Es gab einen riesigen Knall, dann viel Geklirr und er stand im Wohnzimmer!! Der Glaser konnte erst am nächsten Tag helfen und die Minusgrade der Winternacht kamen ungehindert ins Wohnzimmer. Zum Verschließen fand ich nur große Müllsäcke und kein Paketklebeband, also klebte ich alles mit Weihnachts-Tape an den Fensterrahmen…
Welche Rolle spielen die Insekten in eurem Leben?
Egal wo wir gehen oder stehen sind wir hier von Insekten umgeben und sehen tagtäglich, was sie leisten (und wie wunderschön die meisten sind). Unsere Tochter weiß genau, wie wichtig sie für uns sind, dass alle eine Aufgabe in der Natur haben. In manchen Jahren bringen sie uns um den Verstand (wenn es eine unerklärliche Plage gibt und sie unsere Ernte bedrohen), aber selbst dann können wir von ihnen lernen und verstehen, wo gerade ein Ungleichgewicht ist. Generell pflanzen wir gezielt so, dass für alle gesorgt ist!
Welches ist dein Lieblingsinsekt und welches ist das Lieblingsinsekt deiner Tochter?
Mein Lieblingsinsekt ist die Ameise! Nicht unbedingt hübsch, aber so unglaublich stark, strategisch und eine unverzichtbare Hilfe bei der Bodenverbesserung. Die Lieblingsinsekten von unserer Tochter (nach viel Hin und Her konnte sie sich auf zwei beschränken): ganz klassisch der Marienkäfer (für die sucht sie übrigens den ganzen Garten nach Läusen ab) und Schmetterlinge (allein deswegen dürfen bei uns die Raupen so viel abfressen, wie sie können).
Du möchtest wie Beate meine Lerngeschichten und Online-Kurse kennenlernen?
Dann schau dir doch mal meine aktuellen Angebote für Kinder an. Vielleicht hast du Glück und ich biete bald ein kostenloses Webinar oder einen kostenlosen Workshop an!
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