Durch die Geschichte von der Raupe Nimmersatt wissen die meisten von uns, dass Insektenbabys oft anders aussehen als ihre Eltern. Die Entwicklung der meisten Insekten wird von einer Verwandlung (Veränderung des Aussehens) begleitet. Diese Veränderung wird auch vollständige Verwandlung oder Metamorphose (Holometabolie) genannt.
Ungefähr 75 % der Insekten durchlaufen eine vollständige Metamorphose. Das sind unter andere Bienen, Käfer, Fliegen und Schmetterlinge. Bei einer vollständigen Verwandlung entwickeln die Insekten sich über vier Stadien: Ei, Larve (auch Raupe), Puppe und Imago (das ausgewachsene Tier). Bei einer vollständigen Metamorphose sehen die Larven ganz anders aus als die ausgewachsenen Tiere.
Weniger bekannt ist jedoch, dass nicht alle Insekten diese Verwandlung durchmachen. Es gibt auch Insekten, bei denen die Babys und die Elterntiere ähnlich aussehen. Diese Insekten machen eine unvollständige Metamorphose oder Hemimetabolie durch.
Deswegen kannst du in diesem Artikel lesen, welche Insekten eine vollständige Verwandlung durchmachen und welche nicht. Dieser Artikel enthält auch einige interessante Abschnitte aus zwei Geschichten von mir, die die Entwicklung von Insekten auf spielerische Weise erklären.
Vollständige Metamorphose oder Verwandlung
Die Raupe, das Baby der Schmetterlinge, lernen die meisten von uns als kleines Kind kennen. Es ist die wunderschöne Geschichte der Raupe Nimmersatt, die Kinder mit der Verwandlung der Insekten bekannt macht. Die hungrige kleine Raupe frisst und frisst. Die ganze Woche lang.
Nach einer Woche hat die Raupe Nimmersatt sich doch satt gegessen! Sie baut sich ein kleines Haus, auch Kokon genannt. In diesem Haus lebt sie zwei Wochen. Nach zwei Wochen kriecht sie aus dem Haus. Aber was ist das? Was aus dem Haus krabbelt, ist keine Raupe, sondern ein bunter Schmetterling!
Bei den meisten Insekten ist das so wie bei Raupe Nimmersatt, die Mama und der Papa sehen anders aus als die Baby-Insekten. Die Entwicklung der meisten Insekten geht mit einer Verwandlung (Veränderung des Aussehens) einher. Diese Veränderung wird auch Metamorphose genannt. Während der Metamorphose haben die Insekten ein Ruhestadium. Die Insekten verstecken sich in einer Puppe, die sich äußerlich nicht bewegt.
Verschiedene Arten von Puppen existieren. Es gibt Puppen, bei denen die Beine noch an der Außenseite der Puppe sichtbar sind (z. B. bei Mehlkäfern). Bei anderen Puppen befinden sich die Beine im Inneren der Puppe. Dann gibt es Puppen, die in einem Kokon versteckt sind. Dieser Kokon wird von der Larve aus Spinnenseide hergestellt (z. B. bei Schmetterlingen).
Unvollständige Metamorphose oder Verwandlung
Es gibt auch Insekten, bei denen die Babys und Eltern ähnlich aussehen. Diese Insekten durchlaufen eine unvollständige Metamorphose. Sie haben kein Puppenstadium. Stattdessen verändert sich das Insekt mit jeder Häutung ein bisschen. Zu den Beispielen gehören Ohrwürmer, Termiten, Wanzen, Schaben, Läuse, Grillen und Heuschrecken. Schon in ihren frühen Lebensstadien ähneln ihre Larven stark den erwachsenen Tieren.
Bei einigen Insekten sind diese Veränderungen sehr groß (z. B. bei Wanzen und Libellen), bei anderen dagegen sehr klein (z. B. bei Heuschrecken). Aber die Larven haben nie Flügel. Es gibt große Unterschiede bei den Insekten, wo die Larven und die erwachsenen Insekten (die Imago/Imagines) woanders leben. Ein Beispiel sind die Libellen: Hier sind die Larven wasserlebend und atmen durch Tracheenkiemen; die Imagines hingegen leben an Land und sind Luftatmer.
Vorteile der vollständigen Metamorphose
- Weniger Konkurrenz: Wenn Insekten in verschiedenen Lebensstadien anderes Essen essen und in unterschiedliche Lebensräume (auch Ökosysteme genannt) leben, müssen sie nicht direkt um die gleichen Ressourcen konkurrieren. Die Verwandlung ermöglicht es den Insekten, verschiedene Arten von Nahrung zu essen, während sie heranwachsen. Zum Beispiel können sie als Larven Pflanzen fressen und als Erwachsene Nektar saugen. Das bedeutet, dass es genug Essen und Platz für alle gibt.
- Beitrag zur Natur: Jede Stufe des Lebenszyklus eines Insekts hat eine eigene Rolle in der Natur. Zum Beispiel helfen Schmetterlinge und Bienen bei der Bestäubung. Die Raupen der Schmetterlinge und die Larven der Wildbienen sind eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel. Andere Larven, wie manche Käferlarven können dazu beitragen, tote Pflanzen- oder Tierreste abzubauen und so den Boden zu düngen.
Die vollständige Metamorphose hilft den Insekten dabei, in ihrer Umwelt zu überleben und einen wichtigen Beitrag zur Natur zu leisten.
Vorteile der unvollständigen Metamorphose
- Schnellere Entwicklung: Bei der unvollständigen Metamorphose müssen Insekten nicht so viele Veränderungen durchmachen wie bei der vollständigen Metamorphose. Das bedeutet, dass sie schneller wachsen und sich entwickeln können.
- Kein Ruhestadium: Anders als bei der vollständigen Metamorphose gibt es bei der unvollständigen Metamorphose kein Ruhestadium, in dem sich die Insekten in einem Kokon oder einer Puppe verstecken. Das spart Zeit und Energie, da die Insekten weiterhin aktiv sind, während sie wachsen.
Grünis neue Freunde
Grüni wohnt jetzt auf einer Blumenwiese. Grüni ist aber ein bisschen langweilig. Er würde gerne mit anderen Insektenbabys spielen. Grüni macht sich auf die Suche nach anderen Insektenbabys. Bald hat Grüni neue Freunde gefunden.
Grünis neue Freunde sind: Roti, die Feuerwanzelarve, Marie, die Marienkäferlarve und Lara, die Raupe. Die Freunde spielen Fangen und fressen.
Zitat:
Dann wird es dunkel und die Insekten gehen schlafen.
Zwei Wochen später treffen sich die Freunde wieder auf der Blumenwiese.
Grüni sagt zu Roti: „He, du siehst jetzt anders aus. Du hast mehr Schwarz.“
„Ja, das stimmt. Ich habe mich ein paar mal gehäutet. Das bedeutet, ich habe eine neue Haut bekommen. Nach jeder Häutung kann ich wachsen und ich sehe ein bisschen anders aus“, antwortet Roti. „Aber du siehst auch ein bisschen anders aus. Dir sind jetzt kleine Flügel gewachsen.“
„Wir sehen noch genauso aus“, sagen Lara, die Raupe, und Marie, die Marienkäferlarve. „Wir sind nur größer geworden.“
„Wollen wir wieder Fangen spielen?“, fragt Grüni.
„Nein, lasst uns Verstecken spielen“, sagen die anderen drei.
„Okay, dann zähle ich zuerst“, sagt Grüni und stellt sich hinter die Linde. „Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn. Ich komme“, zählt Grüni.
„He, ich sehe da oben im Baum etwas Rotes“, sagt Grüni laut. „Roti, ich habe dich gefunden!“
„Oh, nein. Schon so schnell? Ich dachte, ich hätte ein gutes Versteck gefunden!“, sagt Roti enttäuscht.
Gemeinsam suchen Grüni und Roti weiter…
Gemeinsam suchen Grüni und Roti nach den beiden anderen Freunden. Aber wo sind sie hin?
„He, was ist das für ein komisches orangenes Ding an der Rose?“, fragt Roti.
„Hmm, das weiß ich auch nicht“, antwortet Grüni. „Das ist bestimmt nicht Marie oder Lara. Es bewegt sich auch gar nicht.“
Dann drehen Grüni und Roti sich um und schauen sich die Brennnessel an.
„Was hängt denn da an dem Blatt?“, fragt Grüni.
„Hmm, keine Ahnung. Es sieht ein bisschen aus wie eine zerknautschte Papiertüte. Lara oder Marie ist es auf jeden Fall nicht“, antwortet Roti.
Es wird schon dunkel und Grüni und Roti haben Marie und Lara immer noch nicht gefunden.
Erscheint bald: Grünis neue Freunde als Buch
Metamorphose ist das interessanteste Thema über Insekten. Besonders für Kinder ist es sehr spannend. Das Buch ist fertig und soll bald veröffentlicht werden. Im Buch lernen die Kinder mit der Hilfe von Grüni dem Grashüpfer, Roti die Feuerwanze, Marie dem Marienkäfer und Lara der Raupe, wie die vollständige und unvollständige Metamorphose funktioniert. Freu dich auf eine lehrreiche und spannende Geschichte mit Grüni und seinen neuen Freunden! Nimm hier am Crowdfunding teil.
Für die Realisierung des Buches brauche ich deine Unterstützung. Im Herbst 2024 starte ich eine Crowdfunding-Kampagne. Wenn du deinem Kind, deiner Kindergruppe oder deinen Schülern das Thema Metamorphose näher bringen möchtest, kannst du dich hier auf die Warteliste setzen.
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