Wie ich wurde, was ich bin: Meine Reise vom Silberblatt bis zur Gründerin der Insekten-Akademie

An einem regnerischen Tag im Juni 1978 wurde ich geboren. Es war in einem der Häuser an einem der vielen Kanäle, für die Amsterdam so berühmt ist, wo ich zum ersten Mal das Licht der Welt sah. Schon früh in meinem Leben hat mich meine Großmutter mit den leuchtenden und bunten Dingen der Natur bekannt gemacht. Aber es war ein Buch, das ich zu meinem elften Geburtstag bekam, das mir von einer grünen und nachhaltigen Welt erzählte. Ich träumte davon, in dieser perfekten und friedlichen Welt zu leben. Hier könnt ihr die Schritte lesen, die mich zur Insekten- und Naturenthusiastin und Geschäftsfrau gemacht haben, die sich diese grüne Welt für ihre Tochter und viele andere Kinder wünscht.

  1. Sommer 1981: Oma zeigt mir die bunte und leuchtende Welt! Wir leben in Amsterdam, aber auch in einer Großstadt gibt es grüne Ecken! Meine Oma nimmt mich an die Hand und zeigt mir, wo. „Aber was ist das? Was glitzert da so schön?“, habe ich bestimmt gefragt, und Oma hat mir die Samen vom Einjährigen Silberblatt gezeigt. „Wie schön, man kann die Samen auseinander nehmen. Puh, was es da für tolle Sachen gibt!!!“
Oma und Ich mit Pflanzensamen des Einjährigen Silberblattes - Insekten-Akademie
Oma und ich mit den Samen eines Einjährigen Silberblattes
  1. Herbst 1981: Auf Wiedersehen Großstadt, hallo Meeresluft. Ich bin drei Jahre alt, als wir von Amsterdam nach Den Haag ziehen. Ich erinnere mich aber nicht mehr an viel. An eine Sache erinnere ich mich aber sehr wohl. Kurz nachdem wir nach Den Haag gezogen waren, gingen wir zu einem Spielplatz mit einer sehr langen Rutsche irgendwo in den Dünen.
  2. April 1986: Wir bekommen eine Hündin. Meine Schwester und ich haben eigentlich Angst vor Hunden. Deshalb hält meine Mutter es für eine gute Idee, dass wir uns einen Hund anschaffen. Es muss natürlich ein familienfreundlicher Hund sein. Nachdem sie also viele Hundebücher gelesen haben, entscheiden sich meine Eltern für einen Labrador Retriever. Es soll eine Hündin sein, wir dürfen sie beim Züchter in Woerden abholen, als sie erst 8 Wochen alt ist. Sie ist so süß! Wie kann man sich nur vor so etwas fürchten. Diese Hündin hat mich auf vielen meiner Ausflüge in die Natur begleitet.
Unsere Hundin in Den Haag - Insekten-Akademie
Unsere Hündin Jerima bei uns im Garten in Den Haag, Niederlande.

  1. Juni 1989: Zu meinem Geburtstag bekomme ich ein ganz besonderes Buch. Das niederländische Buch „Kinderen van Moederaarde“ (Kinder von Mutter Erde) von Thea Beckman. Es hat einen großen Eindruck auf mich gemacht. Ich glaube, es war dieses Buch, das mich an das Thema Nachhaltigkeit herangeführt hat, obwohl ich den Begriff damals noch nicht kannte. Nach einem Atomkrieg hat sich die Erde geneigt und die Pole haben sich verschoben. Aus diesem Grund hat das ehemalige Grönland ein wunderbares Klima. Das Land heißt jetzt Thule und wird von Frauen regiert. Die Natur, auch Mutter Erde genannt, wird mit Respekt behandelt. Eines Tages wird der Frieden durch ein Expeditionsschiff gestört, das keine friedlichen Absichten hat!
Der Umschlag des Buches "Kinderen van Moederaarde" von Thea Beckman - Insekten-Akademie
Das Buch „Kinderen van Moederaarde“, das mich sehr beeindruckt hat.
  1. 1991-1997: Biologie ist mein Lieblingsfach auf dem Gymnasium. Das muss ich zugeben. Wir hatten einen tollen Biologielehrer im „Christelijk Gymnasium Sorghvliet„! Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, als er uns etwas über Mimikry erklärte. Dazu nahm er die unschuldigen Schwebfliegen als Beispiel. Die gelben und schwarzen Streifen dieser schlauen Insekten lassen sie wie Wespen aussehen. Ich fand das so toll!
  2. Herbst 1997: Ich beginne mein Biologiestudium an der Universität von Amsterdam. Mein Lieblingsthema im ersten Jahr ist Botanik. Es gefällt mir sehr, draußen zu sein und alles zu erforschen, was um uns herum wächst. Es ist keine Überraschung, dass ich im Botanikkurs sehr gut abschneide. In meinem zweiten Jahr wurde ich sogar gebeten, als Lehrassistentin auszuhelfen. Dabei entdecke ich, die Freude das zu unterrichten, was mich interessiert.
  3. Sommer 1999: Meine Großmutter stirbt im Alter von 80 Jahren. Sie war ihr ganzes Leben lang sehr aktiv gewesen und hatte die Natur genossen. Das änderte sich schlagartig, als bei ihr im Alter von 79 Jahren Leukämie diagnostiziert wurde. Nach der Beerdigung ging die ganze Familie zu ihrer Wohnung. Wir bekamen jeder fünf Zettel, die wir auf etwas kleben konnten, was wir gerne haben wollten. Ich habe mich für die Naturführer von Dr. W. P. Postma entschieden.
Zwei Naturführer aus dem Jahr 1956 und 1958, die ich von meiner Großmutter geerbt habe - Insekten-Akademie.
Die beiden Naturführer aus dem Jahr 1956 und 1958, die ich von meiner Großmutter geerbt habe.
  1. Sommer 2002: Masterarbeit in Schweden, Feldarbeit nördlich des Polarkreises. Im Jahr 2002 verbringe ich 7 Monate in Schweden, wo ich an der Schwedischen Landwirtschaftlichen Universität in Uppsala studiere. Der Höhepunkt dieses Aufenthalts ist ein Besuch des Rekultivierungsprojekts im Kupfertagebau des Unternehmens Boliden zusammen mit Prof. Stig Ledin. Diese Mine befindet sich in der Nähe der Stadt Gällivare in Lappland, nördlich des Polarkreises.
Rekultivierung Kupfertagebau mit Strauchweiden und Grässern in Gällivare, Lappland, Schweden - Insekten-Akademie
Rekultivierung Kupfertagebau mit Strauchweiden und Gräsern in Gällivare, Lappland, Schweden.
  1. September 2002 – März 2003: Reisen durch Süd- und Mittelamerika, andere Kulturen und Tiere kennenlernen. In den kälteren Monaten 2002/2003 reise ich durch Brasilien, Uruguay, Argentinien, Chile, Guatemala, Belize, Mexiko, Costa Rica und Panama. Während dieser Reise habe ich die Ehre, wirklich Teil der lokalen Gemeinschaften zu sein. So besuche ich auch die Insel „Ilha do Superagui“ in Brasilien, wo ich der einzige Tourist bin. Alle diese Länder haben eine atemberaubende Natur und Tiere in vielen Größen. Darunter natürlich auch viele Insekten!
Ich mit einem Nashornkäfer auf dem Hand in Costa-Rica - Insekten-Akademie
Mit einem Nashornkäfer auf der Hand in Costa-Rica.
  1. Mai 2004: Promotion in den USA, von der Wüste zum komplexen Ökosystem. Nachdem ich 9 Monate lang auf mein Visum gewartet habe, kann ich im Mai 2004 endlich in die USA reisen. Ich werde Forstwirtschaft und Management natürlicher Ressourcen an der „State University of New York, College of Environmental Science and Forestry“ studieren. Kurz gesagt, ich werde die Entwicklung einer grünen Deponieabdeckung unterstützen. Diese Abdeckung besteht aus Strauchweiden auf einer großen Abfalldeponie, die Solvay Wastebeds genannt wird. Die Solvay Wastebeds befinden sich am Ufer des Onondaga-Sees. Ein heiliger Ort für die amerikanischen Ureinwohner.
Strauchweiden und ich auf den Solvay Wastebeds in Upstate New York, USA - Insekten-Akademie.
Ich stehe vor Strauchweiden auf den Solvay Wastebeds in Upstate New York, USA. Diese Strauchweiden sind hier zwei Jahre alt.
  1. Januar 2010: Arbeit für das Agroforestry Development Centre in Indian Head, Saskatchewan. Ab 2010 unterstütze ich die Forschung zu natürlichen Puffern innerhalb landwirtschaftlicher Flächen und helfe bei der Schaffung neuer Puffer. Diese Puffer werden auch „Willow Rings“ genannt. Puffer zwischen Gewässern und landwirtschaftlichen Flächen sind sehr wichtig für den Schutz natürlicher Ökosysteme. Ohne diese Puffer werden die Gewässer mit Nährstoffen überlastet. Dies führt zum Tod vieler Wassertiere.
"Willow Ring", ein Kreis aus Strauchweiden, in der Nähe von Indian Head Saskatchewan, Kanada - Insekten-Akademie
„Willow Ring“ in der Nähe von Indian Head Saskatchewan, Kanada.
  1. Mai 2014: Nach 10 Jahren in Nordamerika ziehe ich zurück nach Europa. Hier werde ich meine wissenschaftliche Laufbahn an der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus fortsetzen. Das Hauptziel meiner Forschung hier ist es, Landwirte davon zu überzeugen, ihre landwirtschaftlichen Flächen zu diversifizieren. Zu diesem Zweck legen wir Windschutzstreifen aus Pappeln und Robinien an. Unsere Forschung zeigt, dass diese Windschutzstreifen nicht nur die Artenvielfalt erhöhen, sondern auch die Erträge steigern.
  2. September 2017: Die Geburt meiner Tochter verstärkt meinen Wunsch nach einer nachhaltigen Zukunft. Nach der Geburt meiner Tochter wollte ich meine Herzensthemen, unsere Umwelt und eine nachhaltige Lebensweise, in einem Projekt vereinen. Ich wollte so viele Kinder wie möglich für die Natur begeistern.
Kind schaut sich ein Grashüpferchen an - Insekten-Akademie
Meine Tochter betrachtet aufgeregt einen kleinen Grashüpfer oder eine Nymphe, die ich auf meinem Finger halte.
  1. August 2019: Endlich wieder an die Arbeit! Nach rund 10 Monaten Wartezeit auf Fördermittel kann ich endlich in der Mehlwurmfarm der EntoNative GmbH in Potsdam anfangen zu arbeiten. Ich freue mich darauf, meine Nachhaltigkeitsreise fortsetzen zu können. Große Mengen an Eiweiß auf nachhaltige Weise durch den Einsatz von Insekten zu produzieren, klingt wie ein Teil der Lösung, um 9 Milliarden Menschen auf dem Planeten Erde zu ernähren.
  2. Heute: Gründerin und Onlinekurs Veranstalterin bei der Insekten-Akademie. Durch meine Arbeit in der Mehlwurmfarm stelle ich fest, wie einfach es ist, Mehlwürmer zu züchten. Außerdem sind sie ein großartiger Modellorganismus, um Kinder an lebende Insekten heranzuführen. Der Käfer fliegt nicht und die Larven, die Mehlwürmer genannt werden, lassen sich leicht auf die Hand nehmen. Und ist die Idee der Insekten-Akademie geboren. Heute biete ich Online-Kurse für Kinder im Alter von 3 bis 8 Jahren zum Thema Insekten an. Du möchtest mehr über meine Angebote erfahren? Trage dich dann hier in meinen Newsletter ein und bekomme einen Insekten-Geschenk.
Ich mit Mehlwürmern auf den Händen. Mehlwürmer sind die Larven des Mehlkäfers - Insekten-Akademie
Mehlwürmer, die Larven des Mehlkäfers.